LINA & HUGO

DIE ZWEITE GENERATION

SCHWERE ZEITEN

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs änderte sich alles grundlegend. Der Familienbetrieb wurde 1939 von den Nazis beschlagnahmt und, ebenso wie die städtischen Eigenbetriebe, aktiv in die Rüstungswirtschaft einbezogen. Spindler war als Automobilwerkstatt ein wichtiger Stützpunkt für das Militär. Auf dem Firmengelände wurden Diesel-Lastwagen mit zusätzlichen Holzvergasern ausgestattet. Insbesondere in der Kriegs- und Krisenzeit mit Treibstoffmangel war diese Technologie wichtig für die ungehinderte Mobilität des Heeres.

Im zweiten Kriegsjahr starb Fritz Spindler. Für den Sohn bedeutete dieser Verlust auch das vorzeitige Ende seiner Hochschulausbildung. „1939 musste ich mein Ingenieur-Studium abbrechen, mein Vater war schwer erkrankt und verstarb im Februar 1940“, notierte Hugo Spindler. Nun lag es an ihm, die Firma fortan mit seiner Mutter weiter zu führen. Bald jedoch wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Aufgrund seiner Vorbildung als Ingenieur war er in der Heeres­versuchsanstalt in Peenemünde an der Ostsee stationiert, wo unter anderem die Entwicklung der V2-Rakete unter Leitung von Wernher von Braun vorangetrieben wurde.

Luftbildaufnahme des zerstörten Würzburg mit Blick auf Festung Marienberg und den Leistengrund.

Er blieb dort, bis der Betrieb im Februar 1945 eingestellt wurde. Nach Kriegsende geriet er in der Nähe von Berlin in britische Gefangenschaft. Betty war während all dieser Zeit

allein für den Betrieb verantwortlich und leitete ihn mit viel Umsicht. Sie war als integre Geschäftsfrau bekannt, die aufgrund ihrer Rigorosität den Bei­namen „Generalin“ erhielt. Sie hielt den Laden zusammen, und das in der dunkelsten Zeit.

Sie war sozial engagiert: So habe sie ihren Mitarbeitern, wann immer es ging, Wohltaten zukommen lassen, etwa zusätzliche Kohlerationen in harten Wintern, erinnert sich Enkelin Barbara Vinke. Gegen die Zerstörung des Betriebshofs war jedoch auch sie machtlos. Schon am 21. Juli 1944 war er ein erstes Mal vom Beschuss alliierter Flieger getroffen worden.

Betty und Hugo Spindler führten das Geschäft

nach dem Tod von Fritz Spindler gemeinsam weiter.

Alle Betriebsangehörigen – bis auf einen  Buchhalter – fanden den Tod. Betty Spindler selbst wurde beim Angriff unter einer Sitzbank im Garten verschüttet. Es waren französische Kriegsgefangene, die auf dem Hof Arbeitsdienst verrichten mussten, die sie aus den Trümmern befreiten.

Am 16. März 1945 erfolgte dann die komplette Zerstörung des Firmen­geländes aus der Luft durch den Einschlag von Spreng- und Brandbomben der britischen Royal Air Force. Aufgrund des Angriffs in der Nacht trafen die Bomben zwar nur einen menschenleeren Betriebshof, doch die Gebäude waren allesamt zerstört.

Das Foto zeigt die Schäden am Betrieb nach einem alliierten Luftangriff im Sommer 1944. Die komplette Zerstörung erfolgte in der Bombennacht des 16. März 1945.