IMMER GRÖSSER UND LEISTUNGSFÄHIGER

IMMER GRÖSSER UND LEISTUNGSFÄHIGER

Blick auf das Zentral-Ersatzteillager von VW in der Nürnberger Straße in Würzburg.

Im Juli 1961 wurde für den VW-Großhandel ein Zentral-Ersatzteillager (ZEL) mit direktem Gleisanschluss in der Nürnberger Straße 88 eröffnet. Es war 60 Meter lang und 30 Meter breit. Ursprünglich sollte das Lager in Nürnberg entstehen, aber Hugo Spindler holte es nach Würzburg und sicherte mehreren hundert Menschen eine feste Anstellung. Er konnte mit den neuen Kapazitäten die von ihm betreuten 20 unter­fränkischen und zwei nordbadischen Landkreise besser bedienen und hatte am Lagersitz rund 15.000 Positionen in der Ersatzteilsparte auf Lager. „Die B. & H. Spindler GmbH hat mit diesem übersichtlich eingerichteten Zentral-Ersatzteillager ihren wohlorganisierten Betrieb beispielhaft ergänzt“, urteilte die Fachzeitschrift „kfz-betrieb“ 1962. Zu dieser Zeit betreute Spindler bereits rund 28.000 VW-Fahrzeuge und führte täglich in vier Reparaturhallen an bis zu 120 Automobilen Inspektionen und Servicearbeiten durch. Und das mit großem Erfolg, wie der Fachpresse zu entnehmen war: „Vergangenheit und Gegenwart schaffen in Würzburg ein besonderes Fluidum, dem jeder Besucher erliegt. Davon können die Männer an der Tankstelle und in der Kundendienstabteilung manches erzählen: Wie oft sprachen sie mit Reisenden, denen es die alte Stadt am Main so sehr angetan hatte, daß sie immer wieder den Weg zu ihr fanden. Aber die VW-Fahrer fühlten sich nicht nur in der Stadt heimisch; sie hatten auch die Arbeit schätzen gelernt, die bei B. & H. Spindler geleistet wird.“

1962 bekleidete Hugo Spindler bereits zwölf Jahre lang das Amt des Innungs-Obermeisters. Er war gerade 42 Jahre alt geworden, als er es freiwillig niederlegte und Platz machte für die nach­rückende Generation. „Da müssen ja auch einmal andere Kräfte rein, sonst werden die Gleise, in denen eine solche Innung zu fahren hat, viel zu ausgefahren“, notierte er. Nun konnte er sich vollends auf seinen Betrieb konzentrieren. 1964 ließ er die Filiale in Bad Kissingen ein weiteres Mal vergrößern. Da der Platz vor Ort nicht mehr ausreichte, wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Würzburger Straße 14 gebaut. Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes lag die Ausstellungshalle, im ersten Stockwerk waren die Büros mit Buchhaltung und Geschäftsleitung untergebracht, auf der zweiten Etage war eine Wohnung für Familie Spindler eingerichtet.


1961

wurde das Zentral-Ersatzteillager von VW in Würzburg eröffnet.


Die Filiale in der Rottendorfer Straße in Würzburg.

Die Filiale in der Rottendorfer Straße in Würzburg.

Neue Standorte gab es auch in Würzburg zu entdecken. Dem in der jungen Bundesrepublik zunehmend populären Trend des Kaufs eines Automobils in einem eigens dafür eingerichteten „Showroom“ trug auch Familie Spindler Rechnung. Seit 1965 gab es deshalb an der Rampe zur Alten Main­brücke in der Saalgasse einen Ausstellungsraum, der durch seine raumhohen Schaufensterfronten den Blick frei gab auf die neuesten Automodelle. Er war, neben Präsentationsräumen in der Theaterstraße, in den Verlagsräumen der Main-Post in der Plattnerstraße und der Salvatorstraße, der vierte Standort des Autohauses in der Stadt.


1969

wurden zwei neue Verkaufshallen in der Rotten­dorfer Straße und in der Saalgasse in Würzburg eröffnet.


1969 wurde die Fläche in der Salvatorstraße aufgegeben   – und vis-à-vis, in der Rottendorfer Straße, ein neues Autohaus gebaut, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können. In fünfmonatiger Bauzeit entstand eine lichtdurchflutete Ausstellungshalle mit Platz für 35 Wagen. Sie lag in der Nähe der ehemaligen US-Kaserne am Hubland. Mit der neuen Halle wollte „die Firma vor allem ihren zahlreichen amerikanischen Kunden entgegenkommen“, schrieb die Main-Post, und weiter: „Daß das Personal Englisch spricht, ist selbstverständlich“. Dass dieses Englisch teilweise jedoch mit fränkischem Akzent zum Besten gegeben wurde, daran erinnert sich Lilo Rossmann, die bei Spindler im Verkaufsbüro arbeitete, noch heute. „In der Rottendorfer Straße gab es einen Verkäufer, Herrn Körner, der zu Amerikanern, die nach dem Weg in die Stadt fragten, immer sagte: „You drive einfach da ’nunder.“


1965 waren es dank eines neu eingeführten Taktverfahrens mit vier Wartungsstraßen schon bis zu 300 Fahrzeuge, die täglich in der Leistenstraße gewartet werden konnten. So wie die Automobilindustrie in den Jahren des Wirtschaftswunders wuchs und gedieh, wuchs und gedieh auch Spindler. Bis zum Ende der sechziger Jahre gehörte die Firma zu den größten und leistungsfähigsten Automobil-Handelsunternehmen in Bayern, beschäftigte 250 Mitarbeiter und bediente 56 VW-Händler. „Durch zähen Fleiß und eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber allem Neuen konnte der Betrieb laufend vergrößert werden“, hieß es 1969 anerkennend in der Main-Post.