UMZÜGE AN NEUE ORTE

Alte Quittungen und Rechnungen sowie der originale Pachtvertrag aus dem Jahre 1926 sind bis heute erhalten geblieben und erlauben einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Betriebs­ in der Leistenstraße, wo Spindler und sein Partner sesshaft wurden.

Wenige Jahre nach Gründung zog die Firma in die Leisten­straße 19 um, hiervon zeugt noch heute ein original erhaltener Vertrag. Der Betrieb war gewachsen und florierte, und die Werkstatt im Burkarderviertel wurde zu eng. 1925 begann man mit der Errichtung eines neuen Betriebshofs auf einem Grundstück am Fuß des Festungsbergs, das bis dahin als Obstwiese genutzt wurde. Es gehörte ebenfalls dem Bierbrauer König. Die Pacht begann am 1. April 1926, 5.000 Reichsmark waren für einen späteren Kauf sofort zu begleichen, 300 Reichsmark sollten monatlich als kontinuierlicher Betrag beglichen werden. Der endgültige Verkauf erfolgte 1932 mit der Zahlung des restlichen Kaufwerts. Der Wert des 2.410 Quadratmeter großen Grundstücks belief sich beim damaligen Quadratmeterpreis von rund 18   Reichsmark auf über 43.000 Reichsmark, die Spindler und Gumbrecht in mehreren Tranchen abzahlen mussten, wie alte Quittungen belegen.

Firmenstempel und Unterschriften der Firmengründer Fritz Spindler (oben) und Konrad Gumbrecht (unten).


1925

begannen Spindler und Gumbrecht auf einer Obstwiese im Leistengrund mit dem Bau einer Autowerkstatt.


Während ihre Eltern der wirtschaftlichen Not mit der Eröffnung des neuen Betriebs trotzten, kehrte Tochter Maya, wie viele andere ihrer Generation, in den Zwanzigerjahren Deutschland den Rücken und suchte ihr Glück in den USA, wo sie auf Arbeit hoffte und sich ein besseres Leben versprach. 1924 erfolgte die Überfahrt nach Amerika. Dort lernte sie den aus Regensburg stammenden Metzger Hans Kiendl kennen und heiratete. Sie nahm verschiedene Arbeitsstellen wahr, etwa als Pelznäherin oder Hauswirtschaftskraft. 1939, Maya war hochschwanger, entschlossen ihr Mann und sie sich zur Rückkehr nach Deutschland. Das Schiff war schon auf seinem Weg nach Europa, als es auf dem Atlantik zur Umkehr gezwungen wurde. Ihr Sohn Hugo erblickte am 17. Januar 1939 auf hoher See das Licht der Welt. In seinem Pass sind bis heute Längen- und Breitengrad als Geburtsort angegeben. Nach der Rückkehr in die USA und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Herbst des Jahres blieb Maya mit ihrer Familie dauerhaft in den USA. Ihr Sohn lebt heute mit seiner Familie in New York City.

Im Sommer 1927 wurde die Eröffnung des neuen Betriebs­hofs gefeiert. Die Firma hatte ihre Kapazitäten vergrößert und lockte damit auch neues Geschäftsklientel. Im selben Jahr sicherten sich Spindler und Gumbrecht einen Händlervertrag mit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN). Das Unternehmen fertigte bereits seit 1914 Lastwagen, zunächst in Lindau am Bodensee, ab 1915 in Nürnberg.

Die konstruierten Nutzfahrzeuge bewährten sich, so dass MAN zu einem der führenden Kraftwagenfabrikanten in der Weimarer Republik aufstieg. In den zwanziger Jahren gelangen MAN viele technische Innovationen, so etwa 1923 der erste Lastkraftwagen mit neuartigem Diesel­motor.

Die Mitarbeiter der Werkstatt posieren für eine gemeinsame Fotografie auf dem neuen Betriebsgelände im

Leistengrund. Die Zusammenarbeit mit MAN sorgte für den ersten wirtschaftlichen Aufschwung des Betriebs.

Der Weg in eine erfolgreiche Zukunft war geebnet, auch wenn das Fahrzeuggeschäft aufgrund der Kriegsfolgen nur schleppend anlief. Auf dem Hof von Spindler und Gumbrecht wurden seit dieser Zeit MAN-Lastkraftwagen verkauft und gewartet. Der Händlervertrag brachte nun mehr Umsatz und Aufträge ins Haus.

1929 musste bereits eine zweite Werkstatthalle gebaut werden. Da herrschte schon Hochbetrieb vor Ort. „Im übrigen ist der gesamte Betrieb sicher und einwandfrei durchzuführen auch derart, daß Störungen oder Belästigungen für die Umgebung und den öffentlichen Verkehr nicht entstehen“, vermerkte der Stadtrat Würzburg im damaligen Baugesuch für die neue Halle.

Blick auf das Verwaltungsgebäude und die Werkstätten der Firma Spindler & Gumbrecht Kraftfahrzeuge am neuen Standort in der Leistenstraße, nach 1929.