EINE GROSSE FAMILIE

Mutter Lina (links) und Josefa (rechts) im Urlaub am Hintersee mit den Kindern Monika und Barbara.

Das Geschäft florierte und beanspruchte immer mehr Zeit, so dass sich Lina und Hugo kaum noch um hauswirtschaftliche Angelegenheiten kümmern konnten. Ihre erste Zugehfrau, Agnes, leistete ihnen wertvolle Dienste, ehe sie 1952 von Josefa Miedler abgelöst wurde. Die Haushälterin stammte aus Zwiesel im Bayerischen Wald und kam über eine Freundin nach Würzburg, die ebenfalls in der Leistenstraße wohnte. Josefa wurde schnell ein Teil der Familie und sorgte sich bald auch um den Nachwuchs der Spindlers: 1954 wurde Tochter Barbara geboren, zwei Jahre darauf, 1956, erblickte die zweite Tochter, Monika, das Licht der Welt.


Josefa sollte den beiden Kindern wie eine Oma ans Herz wachsen. Sie wurde von allen nur „Sefi“ genannt und war eine warmherzige Frau. „Sie hat uns aufgezogen und war immer für uns da“, erinnert sich Barbara Vinke. Waren die Eltern unterwegs, kümmerte sie sich um die Töchter und die Nachbarskinder, sie bereitete das Essen zu, das stets zur selben Zeit auf dem Tisch zu stehen hatte und erledigte alle hauswirtschaftlichen Aufgaben.

Lina Spindler hält ihren in den USA lebenden Neffen Hugo Kiendl bei einem Besuch im Arm.

Hugo Spindler war stets der erste, der auf dem Firmengelände erschien. „Um Punkt sieben Uhr ging er ins Büro“, erinnert sich Tochter Barbara. „Man konnte die Uhr danach stellen, wenn Hugo Spindler durchs Haus gelaufen ist“, sagt Dieter Öhrlein, der seit 1974 bei Spindler tätig ist. Arbeitsbeginn war werktags um 7.30   Uhr. Frühstückspause von 9 bis 9.15   Uhr, Mittagspause von 12 bis 12.45   Uhr, Betriebsschluss um 17 Uhr. An Samstagen wurde von 7.30 bis 12 Uhr gearbeitet.

Eines der Markenzeichen von Hugo Spindler war seine Morgenvisite. Sie lief stets nach dem gleichen Muster ab: Zuerst suchte er die Mitarbeiter in der Reparaturwerkstatt auf und erkundigte sich über die aktuellen Aufträge und die Auslastung an diesem Tag. Danach folgte der Gang ins Ersatzteillager, ehe er beim Verkauf und der Buchhaltung vorbeischaute.

Er achtete darauf, jeden Tag mit anderen Mitarbeitern zu sprechen, so dass er mit jedem in Kontakt blieb. Worauf Hugo Spindler besonderen Wert legte, war das gemeinsame Mittagessen um Punkt zwölf Uhr in der Villa. „Er hat sogar Termine so gelegt, dass er pünktlich zu Hause war oder hat Termine unterbrochen, wenn sie zu lange angedauert hatten“, erinnert sich Gerhard Zeiler, der ehemalige Geschäftsführer der Filiale in Bad Kissingen.

Diese hatte Hugo 1954 eröffnet – es war die erste Niederlassung außerhalb von Würzburg. Zunächst in den Lorenz-Garagen untergebracht, zog die Depend­ance bald in die Kurhausstraße 57 um, wo es mehr Platz gab. Mit Werkstatt, Ersatzteillager und einer kleinen Shell-Tankstelle wurden hauptsächlich VW Käfer und die ersten Kleintransporter versorgt. Im selben Jahr starb Betty Spindler. Der Verlust traf die Familie schmerzlich. Hugo Spindler musste das Unternehmen ab sofort mit seiner Ehefrau allein fortführen. „Sie war ihrem Sohn eine wichtige Stütze im Geschäft gewesen“, erinnert sich Heidemarie Sebastian-Klein.


1954

erweiterte Spindler sein Filialnetz erstmals über Würzburg hinaus mit einem Betrieb in Bad Kissingen.


Blick in den Ausstellungsraum der Filiale in Bad Kissingen.

Die Filiale in Bad Kissingen wurde aufgrund des Kundenzuspruchs schon ein Jahr nach Geschäftseröffnung vergrößert.

Der Entwicklung der Firma tat dies jedoch keinen Abbruch. 1955 wurden in Würzburg eine neue Klempnerei und Lackiererei gebaut und die Porsche-Halle vergrößert. In Bad Kissingen wurde die Spindler-Filiale aufgrund ihres wirtschaftlichen Erfolgs ebenfalls vergrößert. Kein Wunder: 1955 wurde in Wolfsburg die Fertigstellung des einmillionsten Volkswagens gefeiert, wovon auch die VW-Großhändler profitierten.

In Würzburg wurden die Reparaturwerkstätten, der Verkauf und das Ersatzteillager ständig erweitert und verbessert. 1958 erwarb Hugo Spindler eine Brachfläche auf der gegenüberliegenden Straßenseite, direkt am Hang des Festungsbergs, und nutzte sie als Abstellfläche für Neu- und Gebrauchtwagen.